Pertec PCC-2000


Berlin im Sommer 2018. Im Urlaub sehe ich im WEB diese interessante Maschine und, wie soll ich sagen, verliebe mich darin. Pertec PCC-2000, wenig habe ich im Web zu der Maschine gefunden. Keine technischen Dokumente oder sonstige Papiere. Nur erwähnungenn in alten Zeitungsartikeln. Es fällt auf, die Maschine war nicht erfolgreich, obwohl als mittlere Datentechnik in Deutschland auch von der Firma RUF verkauft. Als Betriebssystem kam in der Buchhaltung ein multiuser Basic oder ein MTX zum Einsatz. Als Einzelplatzsystem stand CP/M zur Verfügung.

Und wie das so ist, willst du gelten mach dich selten. Der Wunsch die Maschine zu bekommen wird erfüllt. Am 18. August 2018 ist es soweit. Ich bekomme meine Pertec PCC-2000. 


Das Gerät habe ich zusammen mit einem nicht ganz kompletten Ersatzgerät abgeholt und der Kombi war damit voll. Nach der Reise ging es dann ans Hochtragen in den 4ten Stock. Zum Glück lief mir mein Nachbar über den Weg, was er vermutlich bereut hat. Die 45 Kg bringen dann doch etwas Schweiss auf die Stirn.

Zum Glück funktionierte die Pertec und ich hatte ein laufendes CP/M System. Das Image für die Diskette hatte der Vorbesitzer im WEB gefunden. Im Don Maslin Archiv (prtc2000.td0) und auf eine Acht Zoll Diskette geschrieben.

Wie man am DIR sieht, ein von Pertec angepasstes CP/M 2.2. Pertec hat zwei schöne Tools dabei: ASSIGN.COM und CONFIG.COM. Damit kann man die Hardware etwas konfigurieren. Die Einstellungen werden direkt in das BIOS gepatched und sind so in der Bootdiskette verankert. Leider wollte Pertec nicht das I/O Byte unterstützen, was einige Eigenschaften mit sich bringt. Für viele Sachen muss man dann ohne BIOS Unterstützung die Schnittstellen und Geräte direkt ansprechen. Hilfreich wäre hier eine ausführliche Dokumentation, aber die ist ja leider nicht vorhanden. Wochenlanges Suchen im Web hat da nicht viel zusammengetragen.

Was soll’s, das Gerät läuft. Erstmal damit vertraut machen. Begleitend habe ich mir Dokumente von Digital Research zum CP/M geladen und hatte eine Menge Lesespaß.


24. August 2018

Das A: Diskettenlaufwerk funktioniert plötzlich nicht mehr. Kein Klack beim Zugriff. Was kann das Sein?

Die Haube geht zum Glück leicht zu öffnen und dann hat man einen recht unverbauten Blick auf die Innereien:


So war schnell zu entdecken, die Diskette wird nicht richtig mitgenommen. Der Kopf bremst stärker als der Antrieb sie dreht. Offensichtlich fehlt hier der Antriebsdruck vom Einlegemechanismus.

Also wurde das Laufwerk erstmal ausgebaut und untersucht. Die zu justierenden Schrauben gefunden, aber kein dazu passender Inbusschlüssel. In keinem Knarrenkasten oder vorhandenen Schlüsselsatz zu finden. Daher dann genau ausgemessen und online bestellt.

Zum Glück ist ja noch die Ersatzmaschine da und ich konnte das Laufwerk tauschen und weiter machen.

Das CP/M war nun erkundet und es wurde sehr deutlich, es fehlt jede Anwendersoftware! Was tun? Das Internet ist voller Archive mit Software, aber wie bekomme ich die auf die Pertec? Es gibt zwei Möglichkeiten: Per Diskette oder per serieller Übertragung. Aus derzeitigem Mangel an weiteren 8 Zoll Floppys, oder Rechnern mit passendem Anschluß, wurde der Weg über die Floppys hinten angestellt.

Also musste das irgendwie mit dem seriellen Kabel gehen, denn der Anschluß ist vorhanden. Ein Nullmodemkabel stand zur Verfügung, Adapter auch. Und auf der Gegenseite wartete ein Minicom unter Linux auf Anschluss.

Im CONFIG.COM lässt sich ein "Remote Terminal" konfigurieren. Wenn man das tut, ist nach dem Booten die lokale Konsole weg und auf der Terminalseite im Minicom begrüßt einen die CP/M Eingabeaufforderung.

Der erste Schritt getan, Console am Linuxrechner erfolgreich! Aber wie nun die Daten übertragen? Mit PIP.COM:

PIP FILE.NAM=CON:

Das veranlasst PIP die Eingabe der Console in ein File zu schreiben. Beendet wird dann mit Control-Z.

Da man im Minicom, wie in den meisten Terminalprogrammen, Files senden kann, klappt das. ABER: Das geht nur mit ASCII Dateien!

Will ich ein Binary Programm transferieren, gibt es zwei Möglichkeiten. Als ASM Assembler Sourcecode, oder als HEX-Datei (Intel Hex). Dann ist das zu übertrafgende File wiedewr ASCII. Die HEX- Übertragung wird von PIP das durch die H-Option unterstützt (Zeilencheck).

Soweit so gut, nächstes ABER: Die Übertragung erfolgt sehr unzuverlässig. Die Serielle Übertragung ist nicht gesichert. Von mehren Versuchen eine Textdatei zu übertragen, kommt nur Murks an. Man benötigt ein Terminal, dem man sagen kann, nach Zeichen oder Zeilen Pausen zu machen. Das ist mit Minicom möglich, und die Übertragung wurde dezent besser, leider immer noch nicht toll. Denn sobald der Puffer voll ist, schreibt PIP den Puffer auf die Diskette raus und verliert alles in der Zwischenzeit empfangene....

Also kann man nur Dateien senden, die in den Puffer passen. Dazu muss die entsprechenden Dateien in Stücke geschnitten werden. Dann die Stücke einzeln übertragen, und dort wieder zusammengebaut werden.

Wie bekomme ich nun ein BINARY transferiert? Dazu muss ich aus dem Binary eine HEX Datei machen. Genauer gesagt das INTEL-HEX Format (DOS Tool: bin2hex -o256 file.nam). Dann die Datei in Puffergröße zerteilen (DOS: split file.nam 20k file). Die einzelnen Files übertragen (CP/M: pip file.00n=CON:[H]) und danach zusammenbauen (CP/M: pip file.hex=file.000,file.001...)

Wenn jetzt eine vollständige Intel Hex Datei vorliegt, kann unter CP/M mit LOAD file (keine Fileendung angeben, LOAD erwartet HEX als Endung!) ein lauffähiges Programm erzeugt werden.

Geschafft! Auf diese Weise ist ein MBASIC.COM auf die Pertec gekommen! 2 Stunden für 34kb! Wow!


28. August 2018

Die Pertec hat eine "S"-Schwäche. Das Zeichen kommt einfach nicht. Alles klar, der Hall Sensor der Tastatur.


Tastatur aus dem Gehäuse nehmen, die S-Mimik nach oben herausfummeln. Das geht schlecht weil man 4 Plastikklammern gleichzeitig drücken muss, aber es geht. Den Sensor tauschen und wieder zusammenbauen.




1. September 2018

Die Pertec wirft plötzlich Qualm und stinkt ganz furchtbar. Schnell den Stecker raus, nichts geht mehr. Abgebrannt! Beim Zerlegen kommt der Geruch aus dem Netzteil. Ein kurzgebrannter Transistor, aber das war es leider nicht alleine. Also bekomme ich das erstmal nicht hin und das Netzteil geht zu einem Freund der alles Analoge repariert bekommt. Leider dauert es etwas.


22. September 2018

Die Netzteile sind wieder da und die Leerlaufspannungen stimmen. Nach Einbau klappt die Pertec wieder. Puh! Danke!

Das Zeitgerät hat nun auch ein repariertes Netzteil, da war eine Spannungsreferenz hin. Aber nach dem Einschalten zeigt sich erst kein Bild. Bei der Ursachensuche habe ich dann auch das Poti unter dem Vordergehäuse gefunden, an dem man den Bildschirm dimmen kann.... Also alles schön. Toll platziert, hätte ich sonst nie gefunden.


Habe ich schon erwähnt, es gab wohl mehrer Verkäufer des Gerätes in Deutschland, die Ihr eigenes Typenschild angebracht haben?


Der Bildschirm der RUF 2000 sieht komisch aus, fleckig? Das liegt daran, daß zwischen der eigentlichen Bildröhre und der Frontglasscheibe eine dicke Schicht eines gummiartigen Materials sitzt. Dieses Gummi verändert sich mit den Jahren und die Sicht ist reichlich fleckig und nebelig! Es muß also raus. Dazu habe ich mir eine stabile geflochtene Nylonschnur genommen und ganz vorsichtig damit die Gummischicht "durchgesägt". Sieht furchtbar aus, macht auch keinen Spaß, dauert viel zu lange und krümelt alles voll. Nach der Trennung läßt es sich halbwegs wegschieben und reinigen. Wenn man nun die Glasplatte mit einem kleinen Abstandshalter montiert, sieht es fast wie vorher aus. Nur der Schrägeinblick ist nicht soo toll.


4.Oktober 2018

XMODEM. Da das binäre Übertragen so mühselig ist, habe ich etwas weiter gesucht, das zu verbessern. Leider unterstützt die Pertec nicht die I/O-Byte Konvention von CP/M. Daher bekomme ich das Programm Kermit nicht zum Laufen.

Im Web finde ich jede Menge PCGET und PCPUT Programme, die mit dem Xmodem Protokoll Dateien seriell transferieren können. Leider sind hier meist die Eigenschaften der jeweiligen seriellen Schnittstellen der Geräte einprogrammiert oder nutzen die Schnittstellennamen vom I/O-Byte.

Mein Assembler Können ist nur für rudimentäre Tests hinreichend. So kann ich diese Programme nicht anpassen. Wegen der fehlenden Dokumentation zur Pertec habe ich mal geschaut, wie das denn beim geistigen Vormodell, dem Altair 8800 gemacht wurde. Mit der Hoffnung, der Apfel fällt nicht weit vom Pferd habe ich mir die Dokumente zum S2IO, der seriellen Schnittstelle von MITS angeschaut. Dann ein paar kleine Tests in Assembler geschrieben und siehe da, ich kann Zeichen lesen und schreiben! Es ist nur die IO Adresse anders, Initialisierung und Baudratencodierung wie bei der S2IO. Für die Altair 8800 finde ich auch ein PCGET und PCPUT in Assembler. Letztendlich ist nur die Adresse anzupassen und fertig.

Seitdem klappt auch die serielle Übertragung mit dem XMODEM Protokoll.

Nun sprudelt es nur so an Software aus dem Internet auf die Pertec....